Studbene Konzeption

Historie: Studbene 2001-2003

J.Busse akquirierte und leitete von 2001-2003 am Erziehungswissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg (heute IBW) das Projekt "Studierende als Berater für Neue Medien (Studbene)" (historische Projekthomepage Studbene 2001-2003). Mit einem Gesamtbudget von über 300k Euro und mehreren Mitarbeitern wurden insgesamt 40 Studierende im Fach Erwachsenenbildung als Berater für Lernen mit neuen Medien ausgebildet. Mitarbeiter damals waren u.A.:

  • Benno Volk, heute Leiter Curriculum & Faculty Development und stellvertretender Leiter Lehrentwicklung und -technologie der ETH Zürich
  • Bärbel Welsch, heute Dual Career Service der Universität Heidelberg
  • Andrea Lampe, heute Systemische Beraterin für Einzelne, Paare und Familien

Nach fast 15 Jahren Pause wird dieses Projekt mit einer aktualisierten Zielsetzung unter dem selben Acronym im Regelbetrieb an einer Fachhochschule fortgeführt und unter neuen Rahmenbedingungen weiterentwickelt.

Aktuelle Ziele

Studbene wird seit WS 2016 an der Hochschule Landshut im Rahmen des Studium Generale neu aufgebaut. Ähnlich wie im Vorläuferprojekt vor 10 Jahren geht es darum, Studierende darin zu unterstützen, sich gegenseitig nicht nur fachlich fundierten, sondern auch pädagogisch reflektierten Peer-Support zu geben.

Im Unterschied zum Vorläuferprojekt findet die Ausbildung jetzt nicht mehr innerhalb eines erziehungswissenschaftlichen Studiengangs statt, sondern wurde im Studium Generale an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften verankert. Zielgruppe von Studbene heute sind Studierende "harter" technischer Fächer, bei denen typisch sozialwissenschaftliche Herangehensweisen und Einstellungen nur bedingt zum fachlichen und persönlichen Selbstverständnis dazugehören.

Selbstverständlich können in solch einem an Voraussetzungen sehr heterogenen und zeitlich sehr beschränkten Rahmen nur erste Schritte in Richtung einer fundierten Beratungskompetenz gegangen werden. Der Sinn der Veranstaltung bezüglich Bratungskompetenzen liegt vorliegend darin, zukünftigen Führungskräfte "harter" Fächer in ihrem Studium die Möglichkeit zu geben, Herangehensweisen kennen zu lernen, die vergleichsweise weit von ihrer eigentlichen Studienwahl entfernt sind. Studbene will einen Blick über den Tellerrand in die Ferne ermöglichen.

Trotz der beschränkten Möglichkeiten stellt eine auch noch so kleine Ausbildung in Lernberatungs-Kompetenz einen integralen Bestandteil akademischer Kompetenzen dar. Gemäß Europäischem Qualifikationsrahmen wird von Akademikern mit Bachelorabschluss (EQR Niveau 6) erwartet, dass sie als teil ihrer Führungskompetenz in der Lage sind, die fachliche Entwicklung anderer anzuleiten. Dieser Kompetenz widmet sich Studbene.

Was heißt "Neues" Lernen?

2001-2003 hatte das Acronym Studbene noch die Bedeutung "Studierende als Berater für Neue Medien", während es heute die Bedeutung "Studierende als Berater für neues Lernen" hat.

Selbstverständlich nutzt Neues Lernen alle Möglichkeiten der Digitalisierung. Aber während es vor 15 Jahren noch die "Neuen Medien" waren, die im Fokus innovativer Lernarragements standen, sind Medien inzwischen zum selbstverständlichen Teil der digitalisierten Lebenswelt geworden und insofern ein alter Hut.

Um so mehr wird heute deutlich, dass die scheinbar grenzenlose Verfügbarkeit von Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten nicht von sich aus automatisch ein gutes Lernen garantieren. Statt desser merken wir (wieder einmal), dass Lernen und Studieren noch ganz andere Kompetenzen erfordert als lediglich die Fähigkeit der Informationsansammlung und -Verarbeitung - und zwar um so mehr, je mehr die Digitailiserung die Informationsverarbeitung automatisierbar macht.

Die alten Neuen Medien verlangen heute ein neues Lernen, mit dem abgedeckt werden muss, was die Digitalisierung nicht leisten kann: Orientierung suchen, Ambivalenzen aushalten, Fragen stellen, Ziele setzen, unter unvollständigem Wissen Entscheidungen treffen, wertbehaftetes Handeln verantworten. Ein solches Lernen hat mit Einstellungen, Interessen, Werthaltungen tun, und ist oft nicht theoretisch, sondern - vor allem an einer FH - meist praktisch orientiert: Es ist die konkrete Herausforderung im Einzelfall, ohne die ein Problem nicht formuliert und Lösungen nicht bewertet werden können. Neues Lernen ist sbjektiv, d.h. an ein handelndes, verantwortliches, letztlich: autonomes Subjekt gebunden. (Neues Lernen und maschinelles "Lernen" stehen sich somit diametral gegenüber.)

Neues Lernen ist im Extremfall autodidaktisches Lernen: Lernen nicht alleine, nicht abgeschottet von der Welt, nicht ohne Hilfe, nicht ohne Feedback von Peers, nicht ohne Korrektur von Experten - aber dennoch in eigener Gesamtverantwortung.

  • Ein Autodidakt ist Generalunternehmer in eigener Sache, der gezielt Ressourcen mobilisiert, Unteraufträge vergibt und Beratung einholt, um komplexe Baupläne zu realisieren.
  • Zu autodidaktischem Lernen gehört konkret auch das Zurückholen von klassischen Lehr-Funktionen in den eigenen Verantwortungsbereich dazu: Lernziele klären, Lernpfade finden, Lernergebnisse feststellen und bewerten, um nicht zuletzt auch die Sinnhaftigkeit des Lernens zu reflektieren.

Wenn es einen Ort gibt für selbst verantwortetes Lernen, dann ist es eine Hochschule. Und wenn es ein Bildungsziel gibt, das an eine Hochschule gehört, dann ist das der Aufbau einer an der Aufklärung orientierten wissenschaftlichen Autonomie, ohne die sich die enormen Herausforderungen schon der nahen Zukunft nicht sinnvoll lösen lassen.

Vornehmliches Ziel der Lehre an einer angewandten Hochschule ist zunächst Entschulung, dann eine fachlich fundierte, praxisorientierte Kompetenz-Entwicklung, mit dem von Anfang an angelegten Bildungsziel einer (an einer Fachhochschule angewandt-) wissenschaftlichen Autonomie.